Schweiz importiert CO2-Emissionen

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Jörg Hofstetter

Jörg Hofstetter aus Luzern, ist ein pensionierter Informatik-Dozent mit Interessen in Datenanalysen, Energiewende und Klimawandel. Er veröffentlicht Analysen und Forschungen zu diesen Themen auf seinem Blog co2nettonull.com und als Gastautor auf Climartis.ch

Neben den direkt in der Schweiz emittierten Treibhausgasen verursacht auch der internationale Handel Treibhausgasemissionen. Die Schweiz weist einen CO2-Nettoimport auf, der dreimal grösser ist als die direkt im eigenen Land emittierten Emissionen. Wie können wir den CO2-Import beeinflussen?

Im CO2 Monitoring vergleiche ich jährlich die aktuellen CO2-Emissionen der Schweiz mit den offiziellen Zielwerten für den CO2 Abbau. Bei diesen Zahlen handelt es sich um produktionsbedingte Werte, d.h. die Emissionen werden dem Land zugewiesen, in dem die Produkte hergestellt werden. Eine andere Sichtweise ist die konsumbedingte, d.h. die Emissionen werden dem Land zugeordnet, in dem das fertige Produkt verwendet wird. Die Erfassung dieser konsumbedingten Emissionen ist komplex. Eine neue Studie der Firma Ecoplan über den “Einfluss von Handel auf Treibhausgasemissionen” [1] hat dies im Auftrag des Seco (Schweizerisches Staatssekretariat der Wirtschaft) kürzlich gemacht. Dabei zeigt sich, dass die konsumbedingten Emissionen der Schweiz etwa dreimal grösser als die produktionsbedingten Emissionen sind. Der Grund liegt im Aussenhandel. Die Schweiz, die viele CO2 intensive Produkte wie z.B. Pharma- und Chemieprodukte importiert, ist ein Nettoimporteur von Treibhausgas-Emissionen!

Während die Schweiz zwischen 2004 bis 2017 die produktionsbedingten Emissionen um rund 8 % reduzieren konnten, sind die konsumbedingten Emissionen nur um 1 % zurückgegangen. Die inländischen Reduktionen wurden also weitgehend durch die Nettoimporte „aufgefressen“.

Was bedeutet dies nun für die in der Schweiz definierten, produktionsbedingten CO2 Reduktionsziele, sind diese damit nutzlos? – Keinesfalls! CO2 Netto-Null bis 2050 ist ein globales Ziel, welches nur erreicht wird, wenn in allen Ländern bei der Produktion Netto-Null erreicht wird. Wir können uns allerdings bei importierten Produkten nicht einfach aus der Verantwortung ziehen und hoffen “die anderen” werden es schon richten für uns. Doch was können wir konkret tun?

Theoretisch könnte durch Importquoten oder gar Importverbote für emissionsintensive Güter wie z.B. Stahl, Zement und Pharmaprodukte reagiert werden. Die damit verbundenen volkswirtschaftlichen Kosten wären aber enorm. Wirtschaftlich und politisch lässt sich dies kaum umsetzen.

Die zitierte Ecoplan-Studie zeigt, dass ein weltweit einheitlicher Treibhausgaspreis die beste Methode darstellen würde. Alle Produzenten hätten einen finanzielle Anreiz um auf CO2 Emissionen zu verzichten und würden dies aus eigenem Interesse umsetzen. Realität ist aber, dass unterschiedliche Länder unterschiedliche klimapolitische Ziele und Massnahmen haben, was unterschiedliche CO2-Preise zur Folge hat. Dies würde zu Produktionsverlagerungen von Ländern mit hohen CO2 Preisen in Länder mit niedrigen Preisen führen!


Einen pragmatischen Ausweg bietet die sogenannte “Club-Lösung” des Nobelpreisträgers William Nordhaus [2]: Länder mit gleichen CO2 Preisen schliessen sich zu einem Club zusammen. Wer nicht dem Club angehört, muss beim Import in den Club einen Strafzoll bezahlen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, so etwas umzusetzen. Die EU ist dabei, einen solchen Grenzausgleichsmechanismus mit Namen CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) einzuführen. Leider ist die Schweiz in dieser Hinsicht noch zögerlich – es führt aber schlussendlich kein Weg daran vorbei. Auf das „Lieblingsinstrument“ der Schweiz, die Subventionen, können wir in diesem Fall nicht zählen!

Originalartikel:

https://co2nettonull.com/2024/03/21/schweiz-importiert-co2-emissionen/

Quellenangaben:

[1] Ecoplan/Seco, Einfluss von Handel auf Treibhausgasemissionen, 2024 https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/Publikationen_Dienstleistungen/Publikationen_und_Formulare/Aussenwirtschafts/Globalisierung/wp_49.html

[2] Johannes Eber, Wie bekämpft man den Klimawandel erfolgreich, 2021 https://wirtschaftlichefreiheit.de/wordpress/?p=29914 Beschreibung der Gründung eines Klubs gemäss William Nordhaus

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