Die weltweite Energiewende beschleunigt sich

  • Der Ausbau von Solar- und Windenergie legt weltweit rasant zu.
  • Zum Erreichen der vereinbarten Klimaziele sei aber noch mehr Tempo nötig, sagt die IEA.
  • Vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern muss der Umbau noch stärker forciert werden.

Das bisherige Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien reicht aus Sicht der Internationalen Energieagentur (IEA) nicht aus, um auf der Weltklimakonferenz gesteckte Ziele zu erreichen.

Die Schweiz muss noch einiges tun

Trotz des beispiellosen Wachstums im vergangenen Jahr müssten die Staaten noch mehr tun, um die Kapazität an erneuerbarer Energie bis 2030 wie angestrebt zu erhöhen, so das Fazit der Energieagentur.

Legende: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

«Das Glas ist halbvoll», betont SRF-Wirtschaftsredaktor und Energiespezialist Klaus Ammann. «Noch vor wenigen Jahren galten Sonne und Wind als zwar saubere, aber unzuverlässige Energiequellen. Das hat sich radikal geändert: Noch in diesem Jahr wird weltweit erstmals mehr Strom aus Sonne und Wind produziert als aus Wasserkraft.» Zwar brauche es noch Zusatzanstrengungen, um das Ziel zu erreichen, bis 2030 die Kapazität der alternativen Stromproduktion zu verdreifachen, so Ammann. Zu diesem Zweck müssten die Industrieländer den Ausbau der alternativen Energieerzeugung in den Entwicklungsländern fördern, wie das die IEA festgestellt habe.

Was die Schweiz angeht, gibt es ebenfalls noch viel zu tun: Einerseits gibt es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine grosse Menge an fossilen Energieträgern zu ersetzen, andererseits gelangen die Atomkraftwerke irgendwann an ihr Lebensende. «Wir müssen also möglichst effizient mit dem Strom umgehen – da gibt es ein grosses, oft unterschätztes Potenzial», so Ammann. Zudem müsse die Solarenergie massiv ausgebaut werden, denn hier hinke die Schweiz anderen europäischen Ländern noch hinterher. Immerhin: «Im laufenden Jahr werden wohl erstmals mehr als zehn Prozent des in der Schweiz produzierten Stroms aus Sonnenenergie stammen.»

Um diese Quote weiter zu steigern, müssen in der Schweiz allerdings noch viel mehr Solarpanels installiert werden: auf Hausdächern, an Fassaden, entlang von Autobahnen, über Parkplätzen oder auf anderen baulichen Strukturen. Politisch sind die Weichen dafür im Grunde gestellt, auch wenn auf eine Pflicht zur Installation von Solarpanels auf allen Neubauten verzichtet wurde. Mit dem vom Parlament verabschiedeten Energie-Mantelerlass werden solche Anlagen immerhin ökonomisch rentabel. Allerdings ist zum Mantelerlass ein Referendum angekündigt, derzeit werden dafür noch Unterschriften gesammelt.

Verdreifachung der alternativen Energieproduktion angestrebt

An der Weltklimakonferenz im vergangenen Dezember in Dubai (COP28) hatten sich zahlreiche Staaten dem Vorhaben angeschlossen, ihre Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen bis 2030 zu verdreifachen.

Vor allem China baut massiv aus

Die wichtigste Herausforderung für die internationale Gemeinschaft sei dabei, die Finanzierung und den Einsatz erneuerbarer Energien in vielen der Schwellen- und Entwicklungsländer voranzutreiben, so die IEA.

Diese Länder seien bei der Energiewende noch im Rückstand. Von diesem Ausbau werde es abhängen, ob das Ziel der Klimakonferenz erreicht werden kann.

Es muss noch mehr getan werden

Wird der derzeit eingeschlagene politische Kurs bei den herrschenden Marktbedingungen eingehalten, ist laut der Energieagentur ein Wachstum der erneuerbaren Energiequellen bis 2030 um das Zweieinhalbfache möglich. Erklärtes Ziel ist jedoch, wie erwähnt, das Dreifache.

Weit und breit kaum «grüner» Wasserstoff

Noch deutlich hinter früheren Ankündigungen liegt die Produktion von «grünem» Wasserstoff. Von allen in diesem Jahrzehnt angekündigten Projekten zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wasserstofferzeugung werden laut IEA bis 2030 voraussichtlich nur sieben Prozent ans Netz gehen.

SRF 4 News aktuell, 11.1.2024, 07:50 Uhr; srf/dpa/snep; schj

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